BLWB-Siegerin Franziska über den Fleischerberuf

Als Quereinsteigerin durchgestartet: Nach einem kurzen Abstecher zum Lehramtsstudium nach Tirol hat Franziska Bachmann ihre berufliche Erfüllung im Fleischerberuf gefunden und sich in einer Männerdomäne durchgesetzt. 2017 holte sie als erste Frau den Sieg beim Bundeslehrlingswettbewerb der Fleischer.

Eine Lehre als Fleischerin ist Franziska nach erfolgreich abgelegter Matura zunächst nicht in den Sinn gekommen. Es verschlug sie zuerst zum Lehramtsstudium nach Tirol. Sie merkte aber schnell, dass sie damit noch nicht ihre Berufung gefunden hatte. „Mich haben die Landwirtschaft und das Thema Lebensmittel immer schon interessiert. Ich hatte jedoch nie daran gedacht, etwas in diesem Bereich zu erlernen.“ Auf die Idee, eine Fleischerlehre zu absolvieren, ist sie erst durch ihren Freund gekommen, der zuhause eine Landwirtschaft hatte.

Nach einem Schnupperpraktikum bei Lampert’s Dorfmetzgerei in Feldkirch hat sie sich sofort für den Beruf und auch gleich den Betrieb entschieden. Ein Glücksgriff, wie Franziska erzählt: „Ich habe durch die Firma und die Leidenschaft, mit der die Mitarbeiter – besonders mein Chef – ihren Beruf ausüben, auch meine eigene Leidenschaft entdeckt. Außerdem wurde ich immer unterstützt und durfte überall mit Hand anlegen.“

Mit Geschick und Fleiß zum Erfolg

Bei ihrer Arbeit ist Franziska der gewissenhafte und respektvolle Umgang mit dem Rohstoff Fleisch das Wichtigste überhaupt: „Es muss einem bewusst sein, dass für den Rohstoff, mit dem du arbeitest, Tiere sterben. Das muss man zu schätzen wissen — man darf sich nicht davor ekeln, sondern sollte den Rohstoff Fleisch wertschätzen.“

Als Frau in einen Beruf zu starten, der bisweilen stark von Männern dominiert wird, war für Franziska kein Problem: „Mein Chef hat nie eine Sache daraus gemacht, dass ich ein Mädchen bin. Ich musste jede Arbeit erlernen, die gemacht werden musste.“ Nachteile aufgrund ihrer körperlichen Statur macht sie durch Fleiß und Geschick wieder wett: „Ich muss zugeben, dass ich als Mädchen nicht mit Männern in der Zerlegerei mithalten kann. Ich bin präzise und sauber, aber nicht schnell. Als dann die Wettbewerbe vor der Tür standen, musste ich ordentlich an meiner Zerlegetechnik arbeiten, doch ich wurde unterstützt und bekam auch von vielen anderen Metzgern Tipps.“ Dass sie mit ihren männlichen Kollegen mehr als mithalten kann, hat Franziska spätestens mit ihrem 1. Platz beim Bundeslehrlingswettbewerb bewiesen.

Ein vielfältiger Beruf mit Verantwortung

„Am Anfang wusste ich nicht viel über den Beruf“, erzählt Franziska. „Mir war nicht einmal bewusst, wie viele Sorten und Arten Wurst es gibt und dass Fleisch nicht gleich Fleisch ist.“ Wie abwechslungsreich ihr Beruf ist, hat Franziska in der Praxis schnell gemerkt. Ihren Arbeitstag beginnt sie meist um halb sieben. An drei bis vier Tagen in der Woche ist sie in der Wursterei, wo auch viel Kreativität gefordert ist: „Mein Chef ist sehr offen für neue Ideen und setzt diese gerne um. Das macht die Arbeit noch abwechslungsreicher.“ Speckpflege oder Pökelei stehen ebenfalls auf der Tagesordnung, genauso wie verschiedene Vorbereitungs- und Aufräumarbeiten. Um drei Uhr hat Franziska meist Feierabend und kann den Rest des Tages genießen. „Der Beruf wird unterschätzt und ist daher etwas Besonderes“, fasst sie zusammen.

Fleischerin - Frauen in Männerberufen

Zukunftsperspektiven

Franziska könnte sich vorstellen, den Fleischermeister zu machen, auch weitere lebensmitteltechnische Ausbildungen findet sie interessant. Große Pläne zu schmieden, liegt der Gesellin aber nicht so sehr: „Mit der Zeit habe ich gelernt, darauf zu vertrauen, dass es genau so kommt, wie es kommen soll. Mir stehen alle Wege offen.“

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